Die Kapazität unseres Arbeitsgedächtnisses reicht nur für eine Aufgabe zur selben Zeit. Ein Wechseln kostet Qualität und Zeit. Zwar können Sie Joggen und dabei einen Podcast hören, doch bei zwei über Sprache zu verrichtenden Tätigkeiten – ein Gespräch führen und nebenher eine gut formulierte E-Mail versenden, klappt „gleichzeitig“ nicht mehr. Nach außen sieht es so aus als verliefen beide Tätigkeiten gleichzeitig. Tatsächlich wechseln wir bewusst oder unbewusst zwischen den Aufgaben im Millisekundenbereich hin und her. Dadurch werden die Tätigkeiten als gleichzeitig wahrgenommen.

Nach einer Studie von Ioannis Pavlidis macht Multitasking traurig.

Warum macht Multitasking traurig?

Bei geteilter Aufmerksamkeit steigt die Fehlerquote durch Multitasking. Die Arbeitseffizienz sinkt, wenn Sie extrem viel auf einmal anpacken. Das hat Auswirkungen auf die Gesundheit und den Geist. Nie zuvor hatten Menschen so leicht so viel gleichzeitigen Zugriff auf eine Masse von Informationen wie heute. Unter langjährigen Multitaskern kann sich nach Edgar Hollowell – amerikanischer Psychiater und Dozent an der Harvard Medical School – mit der Zeit eine chronische Aufmerksamkeitsstörung bilden. Nach Hollowell wird das Gehirn durch die tägliche Reizüberflutung neben der Gleichzeitigkeit von Aufgaben überfordert. Hollowell erfand den Begriff ADT („Attention deficit trait“ – Aufmerksamkeitsdefizit). Dieses Aufmerksamkeitsdefizit führt zu einer dauerhaften Multifunktionsverrücktheit „Constant Multitasking Craziness“. Multitasking kann zu einer Überlastung führen, in der die Gedanken laufen, laufen, laufen und den Kopf nicht mehr still werden lassen. Dabei verbraucht das Gehirn sehr viel Energie.

Entscheiden ist anstrengend und macht müde.

Einem Reiz – Anruf – folgt die Reaktion – annehmen. Es fällt schwer, sich abzugrenzen und nicht ans Telefon zu gehen. Das führt zu Kontrollverlust über eine klare Tagesstruktur. Wir fühlen uns gehetzt. Das Wohlbefinden sinkt. Ein ständiger Unruhezustand führt zu erhöhter psychischer Beanspruchung, teilweise auch zu Schuldgefühlen, der Familie gegenüber, ein Spagat! Es fällt uns schwer „runterzufahren“.

Können negative Emotionen am Arbeitsplatz anstecken?

Ja! So, wie Gähnen, schlechte Laune oder ein Lächeln anstecken können, so gehen wir auch in Resonanz mit der Mimik unseres Gegenübers. Dafür sind Spiegelneuronen verantwortlich. Sie wurden von Giaccomo Rizzolatti, Vittorio Gallese und Leonardo Fogassie entdeckt. Spiegelneuronen sorgen dafür, Handlungen zu erkennen, die Gefühle des anderen in sich selbst zu simulieren, um so die Absicht des Gegenübers zu verstehen. Prof. Dr. Joachim Bauer erklärt den Einfluss dieser Spiegelneuronen auf die Wissensaufnahme und -weitergabe seinem Buch „Warum ich fühle, was du fühlst: Intuitive Kommunikation und das Geheimnis der Spiegelneurone“.

Diese Resonanzreaktionen können sich sich eben auch auf am Arbeitsplatz negativ auswirken.

Jessica Wagener zitiert mich in Ihrem Artikel für ze.tt:

Multitasking ist schlecht fürs Gehirn, für die Qualität und auch für die Seele. „So ein ständiger Unruhezustand führt zu erhöhter psychischer Beanspruchung, teilweise auch zu Schuldgefühlen“, hat mir Arbeitsorganisations-Expertin Rositta Beck für meinen ze.tt-Artikel erklärt.

Mehr dazu erfahren Sie in diesem Artikel auf ze.tt:

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Was kann ich konkret tun, um aus dem Multitasking Modus heraus zu kommen?

Der erste Schritt liegt im Erkennen des Verhaltensmusters und des Zusammenhangs zum Wohlbefinden. Leider muss oft der Leidensdruck erst sehr hoch sein, bevor Menschen ihre Gewohnheiten ändern.

Genau hier – beim Ändern von Gewohnheiten – setzt alles an.

 

Diese Tipps können Ihnen aus dem Multitasking Modus helfen. Bitte nicht alle auf einmal anwenden ;-).

  1. Legen Sie Zeitblöcke für bestimmte Aufgaben fest. Wie viele Intervalle sind für E-Mails wirklich notwendig (welche Not wenden Sie ab?)? Drei pro Tag? Arbeiten Sie Aufgaben am Block ab, beispielsweise Marketing immer an M-Tagen (Mo + Mi), Akquise immer D-Tagen (Dienstag und Donnerstag). Welche Blöcke können Sie sich proaktiv einrichten?
  2. Unterbrechen Sie Ihr Reaktiv-Verhaltens-Muster, reduzieren Sie Unterbrechungen. Führen Sie ein Unterbrechungsprotokoll und leiten Sie Maßnahmen ab. Sehr viele Unterbrechungen können Sie proaktiv beeinflussen, damit sie gar nicht erst entstehen. Dabei helfen Apps wie Call Blocker. Sie lassen zu bestimmten Zeiten nur VIP Anrufe durch. Schalten Sie Signaltöne ab, um reaktiv Verlockungen zu widerstehen „kurz mal“ auf hereinkommende E-Mails, SMS, WhatsApp oder Social Media zu reagieren.
  3. Halten Sie Ordnung. Schaffen Sie sich ein Clean Desk. Führen Sie feste Plätze für Unterlagen ein. Ordnung hat einen enormen Einfluss auf Unterbrechungen. Alles hat seinen Platz, auch die Terminsachen und damit sind keine Stapel gemeint. Ein stimmiges Ablagesystem erleichtert Ihnen den Zugriff, statt Zeit für die Suche zu verbrauchen. Mit Ordnung verstummen auch die „Rufe“, schnell mal die Spülmaschine auszuräumen.
  4. Beginnen Sie mit einer schriftlichen Aufgabenliste. To Do Listen sind mit Outlook schnell erstellt. Es ist ein Unterschied, ob Ihr Kopf oder eine Liste mit Aufgaben gefüllt ist. Werten Sie Ihre To Do Liste aus: was könnte jemand anderes machen? Was könnten Sie ersatzlos streichen? Was wird dadurch möglich? Aufgabenlisten unterstützen Sie beim Nein zur Multitasking-Falle oder zum Aufgaben-Zapping. Schluss mit spontanem, sofortigem Umsetzen von Ideen.
  5. Lernen Sie sich selbst besser kennen. Sind Sie betroffen von FOMO (Fear of missing out)? Haben Sie Sorge, etwas zu verpassen, wenn Sie Ihre WhatsApps erst später lesen? Was geschieht wirklich um Sie herum? Fühlen Sie sich nur unter Zeitdruck, weil Ihre Gedanken „Mach schnell, beeil dich … mach das perfekt … mach es allen Recht …“ Sie das glauben lassen? Oder steht da wirklich jemand mit der Peitsche und droht Ihnen? Hier erfahren Sie mehr über Ihre Antreiber. Welche Lockrufe sind es, die Sie von Ihrem eigentlichen Vorhaben gerade wieder abhalten oder sich verzetteln lassen?
  6. Lernen Sie annahmegerecht Nein zu sagen, um die Qualität zu sichern, um Ihre Planung nicht ständig umzuwerfen. Denn Everybodys Darling ist eben auch schnell Everybodys Depp.
  7. Stille Stunde. Reservieren Sie sich eine Stunde unterbrechungsfreie, abgeschottete Arbeitszeit. Tür zu. „Wer allzu offen ist, kann nicht mehr ganz dicht sein.“ und da ist etwas dran. Hängen Sie ein Türschild auf „Unterbrechungsfreie Arbeitszeit bis …“ hier stellen Sie die Uhrzeit ein. Arbeiten Sie Offline. Apps wie RescueTime helfen, um bestimmte Webseiten zu blockieren.
  8. Nutzen Sie Personal Kanban (japanisch für Signalkarte), eine Methode zur Priorisierung und Visualisierung von Projekten / Aufgaben. Dieses Vorgehen wurde hauptsächlich in der Software-Entwicklung eingesetzt und zählt zu den agilen Methoden. Sie bildet einen Management-Rahmen für Wissensarbeiter, kann für Teams und auch für Sie allein eingesetzt werden. Nutzen Sie dafür beispielsweise ein Whiteboard mit Kärtchen / Magneten oder Post-Its. Darauf schreiben Sie Ihre Aufgaben und sortieren sie am Whiteboard den Spalten zu. Allerdings sind Karten oder Post-Its geduldig, und Ihre Liste ist entsprechend schnell überladen. Daher gelten für den Arbeitsfluss WiP-Limits, das steht für Work-in-Progress Obergrenzen. Sie legen damit fest, wie viele Aufgaben pro Arbeitsphase gleichzeitig in Bearbeitung sein dürfen. Diese WiP-Limits fördern eine Kultur des „Erledigens“. Dadurch wird Multitasking oder auch Wechseln / Springen zwischen Aufgaben verhindert.
  9. „Off“ – Legen Sie fest, wann Sie Ihre Geräte abschalten. Technologien erleichtern zwar die Erreichbarkeit und irgendwann muss auch einmal „Feierabend“ sein.

 

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